Schäfereigeschichtlich interessant war dieses Referat von Lothar Hofmann, Leiter des Gerätemuseums und Kreisheimatpfleger, im Rahmen der Vortragstagung des Vereins für Schäfereigeschichte am 20. Juli 2013 in Ahorn. Die Schäferei in Ahorn besteht nachweisbar seit dem 15. Jahrhundert. Diese war eine gutsherrliche Standschäferei mit fester Winterstallhaltung.
Es handelte sich hier nicht um eine ganzjährige Wanderschafhaltung. Zu dieser standortgebundenen Hütehaltung gehörten einige Gebäude, in denen der Schäfer, seine Familie, die Schafe, das Futter und die Streu untergebracht waren. Auf die Geschichte dieser Gebäude als Zeugnis dieses erloschenen Wirtschaftszweiges ging der Referent besonders ein. An zweiter Stelle folgte ein Bericht zum lebenden Inventar, gemeint sind die Schafe und ihre züchterische Veränderung. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die „Alte Schäferei“ aufgelöst und für 170 fränkische Gulden verkauft. Der Neuaufbau der Schäferei erfolgte im Jahr 1713. Sanierungsarbeiten folgten 1964 bis 1972 und 1995 bis 1997.
Das Schäfereisterben begann im Coburger Land ab 1867 (Höchststand: 23.000 Schafe). 1912 gab es bereits weniger als 3.000 Schafe. Dieser Niedergang verlief so drastisch, da die Schäferei im Coburger Land im Rahmen einer sehr intensiven Bodennutzung in der Regie von rechnenden Guts- und Domänenbesitzern oder Pächtern betrieben wurde. Die großen Schäfereien reagierten am schnellsten auf den Preissturz bei Wolle und in der Regel mit einer Totalaufgabe des Betriebes. Demgegenüber wurden die Genossenschaftsschäfereien oder Gemeindeschäfereien gewohnheitsmäßig fortgeführt, denn sie waren in ihrem Betrieb weniger aufwendig.
Ein weiterer Schwerpunkt waren die Schäfer, die zu vertraglichen Bedingungen in der „Ahorner Schäferei“ arbeiteten. In sogenannten „Bestandsbriefen“ waren die gegenseitigen Rechte und Pflichten zwischen Schäfer und Gutsherr festgelegt. Ein langgedienter und in seiner Art eigen war der angestellte Schäfer Georg Walter von 1938 bis 1953. Er kam von der Wander- zur Gutsschäferei. Er kaufte Wolle aus der Umgebung auf und vermittelte sie an die Deutsche Wollverwertung. In der Gutschäferei wurden in der Regel 500 Schafe überwintert.
Der landwirtschaftliche Umbruch der Nachkriegszeit brachte Mitte der 50er Jahre das endgültige Ende für die nachweisbar seit 500 Jahre betriebene Gutsschäferei von Ahorn. In den späten 60er und frühen 70er Jahren des 20. Jahrhundert dachte man über neue Nutzungskonzepte für die baufälligen Gebäude nach. Eine Sanierung rettete die „Alte Schäferei“ vor dem Verfall und Abbruch. Die Einrichtung eines Museums seit den 1970er Jahren setzte zugleich den Schlusspunkt unter die ursprüngliche Zweckbestimmung der Anlage.
(Literaturnachweis: Referat von Lothar Hofmann; Aus der Geschichte der Gutsschäferei Ahorn bei Coburg von Max Böhm, Ahorn 2000) Hans Chifflard