In einem sehr interessanten und gut strukturierten Vortrag beleuchtete Renate Baierlein, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, Fachberaterin für Schaf-, Ziegen- und landwirtschaftliche Wildhaltung, die Entwicklung der Schaf- und Ziegenhaltung in Oberfranken im Rahmen der Vortragstagung des Verein für Schäfereigeschichte am 20. Juli 2013 in Ahorn.
Oberfranken ist kleinstrukturiert, hat 1,067 Millionen Einwohner (148 Einwohner/km2), 9 Landkreise, von 7.230 km2 Gesamtfläche werden 46,8 % der Fläche landwirtschaftlich und 40,1 % forstwirtschaftlich genutzt. Die Durchschnittsgröße bei 10.300 Betrieben beträgt 29,7 ha und der Nebenerwerb hat einen Anteil von insgesamt 65 % (42 % Landkreis Wunsiedel, 78 % Landkreis Forchheim).
Nach InVekoS halten 645 Schafhalter 16.526 Mutterschafe. Der Durchschnittsbestand liegt bei 20 Schafen. In der Zeit von 2.000 bis 2011 verzeichnete dieser Regierungsbezirk bei Schafen einen Bestandsrückgang von 11 %!
Das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), die Landschafts- und Naturparkrichtlinie und KuLaP unterstützen finanziell die Bewirtschaftung der Wiesen und Hutungen. 2003 waren 328 ha im VNP, 2012 bereits knapp 1.000 ha. Anhand von verschiedenen Folien zeigte Frau Baierlein die Probleme der Beweidung in verschiedenen Gebieten auf. Hauptproblem ist nicht der Flächenbedarf der Schafhalter sondern die Touristen mit ihren Hunden am Walberla bei Egloffstein , den Erhalt des LF-Status am Wallersberg durch die Verbuschung, das Apollofalterprojekt und die Extremflächen im Kleinziegenfelder Tal und Pflege der Flächen bei Pottenstein durch Pensionsschafhaltung. Diese schwierigen Gebiete verändern sich innerhalb eines Jahres je nach Witterung in ihrer Struktur sehr schnell und damit tritt das Problem bei der Prüfungskommission auf, was ist noch landwirtschaftliche Nutzfläche? Außerdem verkompliziert es das Management der Beweidung. Bei den genannten Projekten und den damit oft verbundenen Schwierigkeiten arbeiten Schäfer, Naturschutzbehörden, Landschaftspflegeverband und Naturschutzorganisationen vorbildlich zusammen.
Interessant war der Vergleich Grünland zu extremen Hutungsflächen in der Bewirtschaftungsweise und Förderungsmöglichkeit.
Grünland:
• leichter zu bewirtschaften,
• weniger „kontrollanfällig“,
• sicher landwirtschaftliche Nutzfläche,
• bringt mehr Ertrag,
• KuLaP A 28 Schnittzeitpunktauflage ab 1. Juli: 300.- €/ha,
• Betriebsprämie 356.- €/ha,
• Ausgleichszulage,
• insgesamt: 650.- bis 700.- €/ha.
extreme Hutungsflächen:
• ertragsarm,
• unfallträchtig,
• Risiko behaftet bei Kontrollen,
• brauchen teure lebende Betriebsmittel.
• Vertragsnaturschutzprogramm G 31 Beweidung naturschutzfachlicher Lebensräume durch Schafe und Ziegen: 270.- €/ha
• keine Betriebsprämie und Ausgleichszulage, da auf diesen Flächen keine Landwirtschaft betrieben wird.
Schafhaltung in Oberfranken aktuell
• geringster Schafbestand in Bayern,
• Konzentration auf den Frankenjura,
• außer dem Lauterberg (100 ha Hutung) kleinstrukturierte Hutungen
• „Schaftourismus: ansässige Betriebe expandieren in benachbarte Bundesländer und Betriebe aus anderen Regierungsbezirken pflegen
vorwiegend Flächen in der Fränkischen Schweiz. In den Sommermonaten pflegen zusätzlich 5.000 Schafe die vorhandenen Hutungen.
Perspektive Schafhaltung in Oberfranken
• Schafhaltung bleibt, wenn die Strukturen und Erwerbsmöglichkeiten passen,
• Betriebsnachfolge nur teilweise gesichert,
• bei ausreichend Flächen zum Vollerwerb wird Pflege meist noch durch Übernehmer machbar sein.
• Es müssen pflegbare Strukturen geschaffen und erhalten werden Ziel ist: 800 Mutterschafe, 100.- €/ha VNP, Futterflächen für Herbstbeweidung und Winterfuttergewinnung, Vernetzung der Triebwege, Pferchäcker und Tränkemöglichkeiten.
• Um diese Punkte kümmert sich die staatliche Fachberatung besonders intensiv.
Was sind pflegbare Strukturen?
• Ausreichend Flächenausstattung mit mindestens 100 Hektar VNP-Flächen, Möglichkeiten zum Ausweichen in Trockenjahren und Zukauf oder Eigenproduktion von Winterfutter.
• Bereitstellung von Ställen, wenn Landschaftspflege gewünscht wird, für Neueinsteiger nicht finanzierbar.
• Sicherstellung der Nachpflege durch Entbuschungsmaßnahmen. Das Problem dabei ist das Personal weniger die Finanzierung.
Projekte
• Grundlegend sind Projekte wie Muschelkalkprojekt oder Sandachse Franken toll, aber: Vorher muss die künftige Pflege analysiert und weitgehend sichergestellt werden.
Fazit
Schafhaltung in Oberfranken hat Zukunft, wenn die Rahmenbedingungen passen wie Preise für die Produkte, die angemessene Honorierung der Landschaftspflege, ausreichend Unterstützung der Betriebe durch öffentliche Einrichtungen in den Bereichen Stallbau, Triebwege, Tränken und Pferchflächen. Außerdem müssen die Vorgaben zur Beweidung betriebsgerecht umsetzbar sein.
Ziegenhaltung in Oberfranken
• Zum Schluss der Ausführungen ging die Referentin auf diesen Betriebszweig ein. Sie stellte dabei die Besonderheiten heraus:
• Zucht der dunkelbauchigen Bunte Deutsche Edelziege massiv rückläufig,
• Direktvermarktung nur im kleinen Rahmen bei vereinzelten Betrieben,
• nur ein verarbeitender Betrieb für Ziegenmilch,
• Ziegen in der Landschaftspflege erwünscht, rechnet sich betriebswirtschaftlich nicht – zusätzliche 50.- €/ha reichen nicht.
Perspektive Ziegenhaltung in Oberfranken
- Zucht:
Bunte Deutsche Edelziege rückläufig, zu enge Blutlinien,
Buren zunehmend im Bestand.
- Milchproduktion:
sehr begrenzt.
- Landschaftspflege:
Schäfer mögen keine Ziegen!
machen Schäden, stiften Unruhe,
können in der Herbstweide kaum mitgeführt werden,
bringen keine Einnahmen aus der Produktion
- Starke Nerven dafür werden nicht honoriert – Förderungsziel: zusätzlich 100.- €/ha.
- Viele Fragen für die zukünftige Entwicklung der Ziegenhaltung bleiben im Raum stehen und können nicht beantwortet werden!
(Literaturnachweis: Referat Renate Baierlein)
Hans Chifflard