Situation und zukünftige Entwicklung der Schafhaltung in Mittelfranken

Allgemein

In einem interessanten und sehr gut strukturierten Vortrag beleuchtete Landwirtschaftsamtmann Anton Hofmann, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, Fachberater für Schaf-, Ziegen- und landwirtschaftliche Wildhaltung in Mittelfranken, bei der Vortragstagung des Verein für Schäfereigeschichte am 4. August in Bad Windsheim die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung der Schafhaltung in diesem Regierungsbezirk.

 

Mittelfranken hat 1,71 Millionen Einwohner mit einer Fläche von 7.245 km2, eine Bevölkerungsdichte von 236 Einwohner/km2  und 7 Landkreise mit 4 kreisfreien Städten. Der Landkreis mit Stadt Ansbach ist flächenmäßig der größte. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) beträgt 3.285 km2 (Bayern: 31.368 km2). Im Verhältnis dazu hat Bayern 12,5 Millionen Einwohner mit einer Fläche von 70.550 km2 und 178 Einwohner/km2.

Schafhaltung in Mittelfranken allgemein

Anzahl der Mutterschafe 2011 nach InVeKoS

Regierungs-

bezirk

 

1-9

10-49

50-199

200-499

Über

500

 

Halter

Mu-Schafe gesamt

Diff. Zu

2010

Mittel-

franken

Be-

triebe

 

Mutter-

schafe

447

 

 

1.967

336

 

 

6.598

76

 

 

6.980

32

 

 

9.963

21

 

 

15.170

912

 

 

 

40.678

- 54

 

 

-870

Bayern

gesamt

Be-

triebe

 

Mutter-

schafe

3.419

 

 

15.414

2.554

 

 

50.775

488

 

 

43.983

157

 

 

52.277

100

 

 

72.078

6.718

 

 

 

234.527

-264

 

 

-7.422

 

Mit der Anzahl von 40.678 Mutterschafen steht Mittelfranken an dritter Stelle in Bayern nach Oberbayern und Unterfranken (17 % Anteil am Gesamtmutterschafbestand). Mit 912 Betrieben rangiert dieser Regierungsbezirk an vierter Stelle nach Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. Mittelfranken ist geprägt von der Betriebsgröße 200 bis über 500 Mutterschafen. 53 Vollerwerbsbetriebe halten 25.133 Mutterschafe, nach Unterfranken an zweiter Stelle in Bayern.

Aktuelle Situation der Schafhaltung

● Produktionswert (Fleisch, Wolle, Milch) von ca. 0,3 % in der bayerischen Landwirtschaft,

● steter Rückgang der Betriebe und Mutterschafe in Bayern – vom Jahr 2005 auf 2010            11 %    bzw. 17 % - hält dieser Bestandsabbau weiter an, besteht die Gefahr, dass die extensive    Nutzung auf einem beachtlichen Teil des Grünlandes nicht erhalten werden kann. Das     bedeutet, eine der wesentlichen Aufgaben der Schafhaltung, die Pflege des extensiven     Grünlandes und der Kulturlandschaft ist zukünftig in Frage gestellt.

● in der Betriebsklasse über 200 Mutterschafe werden über die Hälfte aller Schafe gehalten        von nur 4 % aller Schafhalter,

● Grünlandanteil sinkt, Biogasanlagen nehmen zu,

● mehr als 50 % der Erlöse resultieren aus Prämienzahlungen,

● die Einkommenssituation in der Schafhaltung ist gemessen an anderen Zweigen der      Landwirtschaft unbefriedigend. Die wirtschaftliche Situation der Schafhaltung hat sich trotz Steigerung der Erzeugerpreise nicht stabilisiert. Die Verbesserung der Einkommen der Schafhalter ist eine der wesentlichen Grundlagen, jungen Menschen Perspektiven       aufzuzeigen und damit die Probleme des Berufsnachwuchses in der Schafhaltung zu verbessern.

● Anzahl der Mutterschafe/Hektar Hauptfutterfläche sinkt stetig -  aktuell 5,5            Mutterschafe/ha.

Schafhaltung Mittelfranken aktuell

Nach InVeKoS  2012 halten 903 Schafhalter 39.272 Mutterschafen mit 21.668 ha LN. Gegenüber 2011 bedeutet dies wieder einen Rückgang von 9 Betrieben (ca. 1 %) und 1.406 Mutterschafen (ca. 3,5 %). Der größte Rückgang der Schafhalter war in der Betriebsgröße von 10 bis 49 und 50 bis 199 Schafen zu verzeichnen. Die Herdenhalter nahmen in diesem Zeitraum nur um zwei Vollerwerbsbetriebe ab. 51 Vollerwerbsschäfereien haben einen Anteil von 19,85 % an der Gesamtzahl von 257 Betrieben in Bayern. 2011 waren es noch 20 %.

Insgesamt lag der Schwerpunkt seiner Ausführungen auf der Betriebsgröße ab 200 und mehr Mutterschafen. Diese Betriebe haben eine besondere Bedeutung, besonders im Hinblick auf die langfristig zu leistende Landschaftspflege. Dies bedeutet keine Benachteiligung der Koppelschafhaltungsbetriebe. Diese betreiben in einem begrenzten Raum Landschaftspflege mit Schwerpunkt Mastlämmerproduktion.

In einer weiteren Folie erläuterte der Referent die Verteilung der Schafhaltungsbetriebe in den einzelnen Landkreisen, wobei der Schwerpunkt der Betriebe mit 200 und mehr Mutterschafen der Landkreis Ansbach (12) und Neustadt/Aisch (12) ist, gefolgt von Weißenburg (10).

Interessant ist die Entwicklung der Betriebe mit mehr als 200 Mutterschafen in der Zeit von 1994 bis 2012. Grundlage dafür sind die InVeKoS-Daten.

Jahr

Betriebe

200-499 MS

Betriebe

über

500 MS

 

Betriebe

Gesamt

1994

34

24

58

2002

50

11

61

2005

37

24

61

2006

35

21

56

2007

35

25

60

2008

2009

31

33

26

22

57

55

2010

31

21

52

2011

32

21

53

2012

32

19

51

 

Wie entwickelten sich die heutigen 51 Vollerwerbsbetriebe seit dem Jahr 2002?

In der Betriebsklasse 200 bis 499 Mutterschafe (32 Betriebe) behielten 12 ihren Mutterschafbestand konstant über diesen Zeitraum hinweg. 18 andere erhöhten den Schafbestand, z.T. nach Übergabe an den Sohn oder Tochter bzw. durch Vergrößerung der Hutungen und landwirtschaftlichen Nutzfläche. Ein weiterer Grund waren Neueinsteiger, die auslaufende Herdenhaltungen übernahmen oder intensiv den bisherigen Bestand aufstockten. Zwei Betriebe reduzierten die Schafzahl, die zuvor 500 Mutterschafe und mehr hatten. Gründe dafür könnten sein die Altersstruktur, arbeitswirtschaftliche Überlegungen oder Verlust von Hutungen.

In der Betriebsklasse über 500 Mutterschafe (19 Betriebe) blieben 8 bei ihrer bisherigen Bestandsgröße. 11 davon stockten auf, eventuell durch Übernahme von weiteren Sommerweiden bzw. Neueinsteiger, die durch Zukauf den Mutterschafbestand erhöhten.

Was wurde aus den Schafbetrieben vom Jahr 2002 (61 Betriebe)?

In der Betriebsgröße von 200 bis 499 Mutterschafen (50 Betriebe) blieben 9 in der gleichen Betriebsklasse, 10 erhöhten den Schafbestand über mehr als 500 Mutterschafe, 10 reduzierten den Bestand zur Anpassung an die veränderten Produktionsbedingungen und 21 gaben die Schafhaltung komplett auf.

In der Betriebsklasse mit über 500 Mutterschafen (11 Betriebe) gab es bei 9 Schafhaltungen keine Veränderungen und 2 beendeten die Schafhaltung komplett oder stellten auf Koppel- oder Hobbyhaltung um.

Insgesamt zeigt sich, dass die Vollerwerbsbetriebe mit über 500 Mutterschafen geringeren Veränderungen in der Zahl der Betriebe im Zeitraum von 2002 bis 2012 unterworfen sind als die Betriebe in der Klasse von 200 bis 499 Mutterschafen.

In Mittelfranken bewirtschaften die Schafhalter nach InVeKoS 2012 insgesamt 21.933 ha. Die extensive Grünlandbewirtschaftung umfasst die Wiesen, die Mähweiden, die Weiden, die Sommerweiden und Hutungen mit einer Fläche von 6.237 ha. Dies sind 30 % Anteil an der Gesamtfläche von 21.993 ha. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Schafhaltung in diesem Regierungsbezirk. Die mittelfränkischen Schafhalter bauen in der Hauptsache Winterweizen, Wintergerste, Wintertriticale und Silomais an (insgesamt 6.587 ha).

Nach InVeKoS 2012 umfassen die Hutungen und Sommerweiden für Wanderschafe in Mittelfranken eine Fläche von 4.228 ha. Der Landkreis Weißenburg mit dem größten Anteil von 1.350 ha, gefolgt vom Neustadt/Aisch (837 ha) und Ansbach (798 ha). In Bayern sind es 23.496 ha.

Erhaltung und Förderung gefährdeter Schafrassen 2011

In diesem Regierungsbezirk beschäftigen sich züchterisch 19 Betriebe mit 7 vom Aussterben bedrohte Rassen mit insgesamt 723 Tieren. Die größte Rassegruppe sind die Coburger Fuchsschafe mit 7 Züchtern und 293 eingetragenen Herdbuchschafen, gefolgt von den Rhönschafen (2/ 112 Tiere) und den Braunen Bergschafen (1/100).

Weitere Rassen sind das Wald-, Alpine Stein-, Brillenschaf und Krainer Steinschaf.

Wie sehen die Prognosen für die Zukunft der Schafhaltung in Mittelfranken aus?

● Abhängigkeit von den politischen Rahmenbedingungen nimmt zu;

● Konkurrenz in der Landwirtschaft und Schafhaltung steigt an – Reizwort Biogas, Problem             Herbstweiden, steigende Pacht- und Grundstückspreise, zu wenig Kapital in den   Schafhaltungsbetrieben, um die Betriebsfläche durch Zukauf erweitern zu können,      Verlängerung der kostenintensiven Winterstallzeit;

● Betriebe und Schafe werden weiter abnehmen – Problem Sicherung der       Landwirtschaftspflege, Altersstruktur in den Betrieben;

● größere Betriebe müssen kooperieren, z.B. in der Wollvermarktung, Einkauf von     Betriebsmitteln;

● Sicherstellung der Pflegeleistung durch Schafe nicht mehr für alle Flächen gewährleistet;

● „Pflegegebiete“ müssen mit Infrastrukturen für die Beweidung gesichert sein/werden    (Triebwege, Sommer- und Winterfutterfläche, Stall. Tränken, technische Einrichtungen         auf der Sommerweide).

Bild 1 von Hans Chifflard

„ Landschaftspflege mit Schafen“

oder Bild 2 von Hans Chifflard

„Landschaftspflege mit Schafen“

Fazit:

Gras wächst auch in Zukunft!

Pflege der Flächen bleibt nötig!

Hoffentlich sind in Zukunft noch ausreichend Schäfer mit Schafen dafür vorhanden!!

(Literaturnachweis: Referat  Anton Hofmann)

                                                                                                         Hans Chifflard